Ein pochender Schmerz in ihrer Stirn ist das erste, was sie spürt. So ein Dreck, sie hatte es mit dem Alkohol gestern wirklich übertrieben. Das n?chste Mal darf sie sich auf Malos Trinkspiele nicht einlassen.
St?hnend, sich mit einem Arm vom Boden abstützend, setzt sie sich auf.
Es ist nicht das erste Mal, dass sie sich dieses Versprechen gibt und gestern war auch nicht das erste Mal, dass sie es nicht eingehalten hat. Sie wei?, dass sie gegen ihren Ritter keine Chance hat, sobald es um Alkohol geht. Trotzdem scheint ihr Ehrgeiz immer wieder die Oberhand zu gewinnen.
Erst nach einigen Momenten ?ffnet sie einen Spalt breit die Augen und blinzelt ins grelle Sonnenlicht. Grüne, stellenweise rote oder orangene T?ne umgeben sie, doch die Formen werden schon nach wenigen Momenten klarer. Da sind Bl?tter und B?ume, in denen V?gel ihre fr?hlichen Melodien zwitschern. Es ist kühl, deutlich kühler als in ihrem Schlafzimmer und als sie den Arm heben will, bemerkt sie das ihre H?nde gefesselt sind.
Was zum Teufel ist gestern passiert und wo um alles in der Welt ist sie?
Noch bevor Rhiscea anfangen kann, wilde Phantasien über betrunkene N?chte zu spinnen, holt sie eine Stimme auf den Boden der Tatsachen zurück:
“Wurde auch Zeit, ich habe schon gedacht, dass ich Sie selbst wecken müsste, Milady.”
Der Elf spricht ihren Titel mit einer unüberh?rbaren Portion an Spott aus und zuerst sitzt Rhea nur mit weit aufgerissenen Augen vor ihrem ehemaligen Gefangenen. Für einen Augenblick kann sie ihn nur wortlos und vollkommen perplex anstarren, bis schlie?lich die Erinnerungen von letzter Nacht langsam beginnen in ihr Ged?chtniss zu rieseln.
‘Ach du Schei?e…’, ist das erste, was ihr in den Sinn kommt, w?hrend sich ihr Puls beschleunigt und jede Faser ihres K?rpers in Alarmbereitschaft versetzt.
Sie ist komplett am Arsch. Anders kann sie es nicht ausdrücken. Gefesselt, mitten im Nirgendwo und die Geisel eines Hybriden mit menschlicher Intelligenz, viel schlimmer konnte es nicht kommen.
Immer noch im Geiste fluchend, beobachtet sie weiter den Elfen, welcher gerade in einem kleinen S?ckchen herumkramt.
Ohne ihn aus den Augen zu lassen, sucht sie die Umgebung nach etwas vertrautem ab. Vielleicht kann sie sich an einen der abgebrochenen B?ume erinnern, oder sie ersp?ht zwischen den ?sten eine menschliche Siedlung. Ein sehr naiver Gedanke, wie ihr noch im selben Moment klar wird. Sie sind gestern den ganzen Tag lang durch den Wald gelaufen. Auf gar keinen Fall k?nnen sie sich noch irgendwo in der N?he der Stadt befinden.
Der Elf zieht etwas rundes, hellbraunes aus dem Sack. Noch bevor Rhiscea das Objekt erkennen kann, fliegt es auch schon auf sie zu. Erschrocken rei?t sie die H?nde hoch und l?sst das Wurfgeschoss daran abprallen. Das Br?tchen kullert neben ihr ins Laub. Verwirrt sieht sie wieder zu dem Hybriden.
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“Frühstück”, kommentiert er ausdruckslos und steht auf, “oder Wegzehrung, je nach dem wie mans sieht.”
Mit einer schnellen Handbewegung verschlie?t er das Bündel und wirft es sich über die Schulter. Er will gerade losmarschieren, als er bemerkt, dass Rhea immer noch auf dem Boden hockt.
“Auf gehts, aufstehen. Wir haben noch einen langen Weg vor uns”, fordert er sie ein zweites Mal auf.
Noch einen Augenblick lang sitzt Rhea perplex da. Aber als der Elf ungeduldig eine Augenbraue hebt, setzt sie sich schlie?lich doch in Bewegung. Mit einer Hand greift sie nach dem Br?tchen neben sich und wirft dabei einen unauff?lligen Blick in Richtung des Elfen. Er hat sich bereits umgedreht und marschiert voraus. Sie versteht das als Aufforderung, ihm zu folgen und tut also eben dies, wenn auch mit ein wenig Abstand.
Jetzt, wo der Elf ihr den Rücken zugewandt hat, traut sie sich wieder, ihren Blick von ihm zu nehmen und ihre Umgebung n?her zu betrachten.
Sie befinden sich viel tiefer im Wald, als sie sich je hineingewagt hatte. Die B?ume sind hier deutlich h?her und ?lter, als im Randbereich. Wie Riesen, stemmen sie sich gegen den Himmel und versuche mit ihren teils grünen, teils bereits blattlosen ?sten die Sonnenstrahlen am passieren zu hindern. Es gelingt ihene auch ganz gut, nur ein paar wenige, hartn?ckige Lichtflecken kommen auf dem laubbes?hten Boden an.
Anhand der Gr??e und Position der Schatten sch?tzt Rhiscea, dass es früher Morgen sein muss. Sie hat letzte Nacht so tief geschlafen, dass ihr Zeitgefühl vollkommen abhanden gekommen ist. H?tte die Sonne es ihr nicht verraten, würde sie keine Ahnung haben, wie sp?t es wirklich ist.
Ihre Muskeln fangen bereits nach wenigen Schritten an zu ziehen und die Anstrengung des gestrigen Tages holt sie wieder ein. Sie waren von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang unterwegs gewesen, doch es hatte nur einige Stunden gebraucht, bis sie sich vor Ersch?pfung kaum noch auf den Beinen hatte halten k?nnen. Nach der durchwachten und alkoholreiche Nacht, fiel es ihr auch nicht leichter wach zu bleiben, als der Elf am Abend endlich beschlossen hatte Rast einzulegen. Sie war ins Land der Tr?ume abgedriftet, sobald ihr Kopf den Boden berührte.
We lange der Elf sie wohl noch mitschleppen mag? So weit von der Zivilisation entfernt, wie sie jetzt bereits sind, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch entdeckt werden, bereits relativ gering. Es ist strategisch also vollkommen unn?tig, noch eine Geisel mitzuschleppen, zumindest ihrer Meinung nach.
Eine Bewegung in ihrem Blickfeld rei?t sie aus ihren Gedanken und sie dreht alarmiert den Kopf zurück nach vorne. Der Elf ist stehen geblieben und hat sich zu ihr umgedreht. Rhea will gerade einen Schritt nach hinten nehmen um sicherheitshalber den Abstand zwischen sich und dem Hybriden zu vergr??ern, als sie den ledernen Trinkbeutel in seiner Hand bemerkt. Etwas z?gerlich nimmt sie ihn entgegen und setzt ihn an die Lippen.
Das Wasser hat den Beigeschmack von Erde und Moos aber sobald das kühle Nass ihre Zunge benetzt, merkt sie, wie durstig sie eigentlich ist. Die Nervosit?t und Unsicherheit über ihre neue Lage haben sie scheinbar alle anderen Bedürfnisse ausblende lassen.
Sie genehmigt sich einige gro?e Schlucke, bevor sie stumm das Gef?? dem Elfen zurückgibt. Dieser verstaut es ebenso wortlos in dem Beutel an seinem Rücken und setzt die Reise fort.
Selbst als der Hybrid sich wieder von ihr abgewandt hat, wird Rhiscea die Unruhe in ihrem Inneren nicht los. Ein kleiner Teil von ihr wünschte, der Trinkbeutel w?re mit etwas anderem als Wasser befüllt gewesen, schlie?lich war sie gestern noch vollkommen Sorgenfrei und Angstlos.
N?chstes Kapitel: 01.04. Des Zickleins...