Endlich kann sie aufatmen.
Der Ball ist vorbei, sie ist zu Hause, der Elf hockt wieder in seiner sicheren Zelle und vor allem kann sie jetzt auch das verfluchte Kleid wieder ausziehen.
Es ist erst knapp nach Mitternacht, aber für sie fühlt es sich an, als w?ren Tage vergangen, seit sie auf der Feierlichkeit erschienen ist. So viele falsche L?cheln und belanglose Konversationen, bei denen jedes Wort sie ein Stück ihrer Seele zu kosten scheint.
Gerne würde sie sich versprechen, nie wieder so etwas zu tun, doch sie wei? genau, dass sp?testens in einem Jahr, Kathleen wieder mit einer Einladung in ihrem Arbeitszimmer stehen wird. Aber zumindest bis dahin sollte sie einigerma?en Ruhe haben.
Sie hat es gerade geschafft, sich von dem dünnen Stoff des engen Kleides zu befreien und in angenehmere Klamotten zu schlüpfen, als sie ein leises Klopfen an der Tür ihres Zimmers vernimmt.
“Herein?”, ruft sie etwas verwirrt. Sie hat zu dieser sp?ten Stunde keine Besucher mehr erwartet.
Zu ihrer überraschung lugt ein schwarzer Schopf mit dunkelbraunen Augen hinter der Tür hervor.
“Ruby? Ich h?tte gedacht du schl?fst bereits.”
Doch anstelle ihrer Ritterin antwortet ihr eine tiefe m?nnliche Stimme, “Ich hoffe du bist angezogen!”, und Malo stürmt herein, “Wir gehen n?mlich feiern!”
Auch wenn sie es vor Malo nicht zugeben würde, in die Kneipe zu gehen war vielleicht der beste Vorschlag, den sie in den letzten paar Wochen geh?rt hat.
Sie nimmt einige gro?e Schlucke aus ihrem Bierkrug, bevor sie prustend loslacht.
“Ich schw?re, der h?tte sich beinahe in zwei gerissen vor Wut in dem Moment”, erz?hlt Malo, ein breites Grinsen auf dem Gesicht, “Aber er konnte nichts machen, weil er nicht wusste, wer von uns es getan hat. Er hat uns natürlich alle für einen Monat die Schweine- und Hühnerst?lle s?ubern lassen, aber das Pferd von dem Dach runterholen musste er selber.”
“Damit habt ihr euch auf jeden Fall einen Namen bei eurem Meister gemacht”, best?tigt Rhea.
“Ach den hatten wir schon vorher”, winkt Malo ab, “Wusstest du, dass seine Frau einmal wundersch?ne lange Haare hatte?”
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“Oh nein”, klagt Rhiscea scherzhaft, “was habt ihr der Armen angetan?”
Gespielt entrüstet hebt der Ritter eine Hand an die Brust.
“Nichts!”, verteidigt er sich dann, “Sie ist eines Morgens aufgewacht und hatte halt kurze. Dass am gleichen Tag ein Barsch mit pr?chtigem Haarzopf im Weiher nebenan gefunden wurde, war ein blo?er Zufall.”
Ruby verdreht die Augen und legt den Kopf auf einer Hand ab, doch auch sie kann sich ein L?cheln nicht verkneifen.
“Wie um alles in der Welt habt ihr mitten in der Nacht ihre Haare abgeschnitten, einen Barsch geangelt und den Zopf an ihm befestigt?”, will Rhea wissen, doch Malo grinst nur spitzbübisch und erwidert dann: “Ein Magier verr?t nie seine Tricks.”
Er nimmt einen Schluck aus seinem Krug, wobei er ihn beinahe halb leert, und schl?gt dann feierlich mit der flachen Hand auf den Tisch.
“So, hast du es dabei, Rhea?”
Jetzt ist sie an der Reihe zu grinsen, als sie ein etwa drei Ellen langes Stück Seil pr?sentiert.
“Aber natürlich.”
“Masskrugstemmen zuerst!”, ruft Malo begeistert.
“Nur wenn wir danach auch Hexenseil machen”, willigt Rhea ein.
Ruby packt beide an der Hand, um sich Geh?r zu verschaffen, und schüttelt dann nachdringlich den Kopf.
“Ach komm Ruby, man geht doch nicht nur zum reden in die Kneipe”, versucht Malo sie zu überzeugen.
Als Antwort l?sst Ruby eine Hand vor ihrem Gesicht durch die Luft wischen und dreht dabei die Augen gen Decken.
“Weil du nichts vertr?gst!”, kontert Rhea, bevor sie, wie um ihre Ritterin zu triezen, einen weiteren Schluck aus ihrem Krug nimmt.
Ruby will noch etwas sagen, gibt es aber schlie?lich doch auf. Sie hat wohl eingesehen, dass sie sich aus den Trinkspielen nicht herauswinden kann und sie hat Recht, denn Malo bestellt schon das n?chste Bier und Rhea spannt das Seil.
Es ist ein erbitterter Kampf, zumindest zwischen Malo und Rhea, doch zum Schluss steht der Hüne grinsend da, w?hrend die Fürstin den Krug laustark auf dem grobem Holz des Tisches absetzt.
“Der Phex soll dich nehmen, das ist doch nicht fair!”, flucht sie ihn an.
“Ich hab nicht beschissen und dafür dass du keinen Krug Bier halten kannst, kann ich auch nix”, neckt Malo sie.
Rhiscea wirft ihm einen b?sen Blick zu, schafft aber dabei keinen ernsten Ausdruck zu halten.
“Ich bekomme meine Rache schon noch. Wir haben noch kein Hexenseil gespielt!”, droht sie stattdessen.
“Ach, denkst du wirklich dass du mich da besiegen kannst?”, fragt Malo amüsiert.
Rhea stemmt die H?nde in die Hüfte.
“Ich hab die letzten fünf Mal gewonnen. Du kannst mir garnichts!”
“Na, das sehen wir noch!”
In Malos Augen glitzert feurige Kampfbereitschaft.
Ein lauter Aufschlag l?sst beide zu Ruby herübersehen. Die Ritterin hat Ihren Kopf hinter ihre verschr?nkten Armen fallen lassen und liegt jetzt ersch?pft auf dem Tisch. Ihr zweiter Krug ist noch nicht leer, aber sie macht den Anschein, als h?tte sie schon fünf getrunken.
Rhea spürt den Alkohol mittlerweile auch, doch sie hat nicht vor, sich von ihrem Ritter heute unter den Tisch trinken zu lassen.
“Wir sollten anfangen, bevor Ruby keine Konkurrenz mehr für dich ist”, mutma?t Malo, bevor er sich mit einem kampfeslustigen Blick wieder Rhiscea zuwendet.
N?chstes Kapitel: 11.03. “saurer Spa?”