home

search

Kapitel 46 - alter Barde

  Sie ist immer noch im Halbschlaf, als durch das Gitter hindurch eine Klinge auf sie gerichtet wird.

  “Wo ist das Messer?”

  Der Elf steht vor ihr, seine Bewegungen sind gehetzt, seine Atmung heftig. Er muss das gesamte Haus nach seiner Waffe durchsucht haben.

  Rhea, noch nicht wach genug, um sich von der Klinge in ihrem Gesicht tats?chlich erschrecken zu lassen, richtet sich auf und streckt sich erst einmal genüsslich.

  Sie hatte nicht erwartet, den Elfen so schnell wiederzusehen. Eigentlich dachte sie, er w?re schon l?ngst über alle Berge und sie müsste eine verdeckte Suche nach ihm starten, um ihren kleinen Ausrutscher zu maskieren.

  “Wo ist das Messer?”

  Diesmal klingt Ungeduld in seiner Stimme mit und die Klinge komm ihrem Hals ein wenig n?her.

  Vielleicht ist es die Müdigkeit, wahrscheinlich eher der Alkohol in Rhisceaa Adern, der sie vollkommen ruhig bleiben l?sst im Angesicht der Situtatiom, als sie antwortet: “Hier w?re eins”, und an die auf sie gerichtete Waffe zeigt.

  Der Elf schaubt wütend und rammt das Messer weiter zwischen die St?be, sodass es erst an Rheas Hals zu stehen kommt.

  “Au!”, protestiert sie und tritt einen Schritt zurück, “Ok, ok. Schon mal in der Küche nachgeschaut? Ich glaube da sind ganz viele.”

  Der Elf scheint das nicht ansatzweise so witzig zu finden, wie sie.

  “Du h?ltst dich für ganz schlau, oder?”, faucht er, nimmt das Messer weg und sperrt die Tür zur Zelle auf. W?re Rhiscea auch nur ein wenig nüchterner, h?tte sie ihn auf jeden Fall überraschen k?nnen aber in ihrem jetzigen Zustand hat sie keine Chance gegen seine schnellen Reflexe. Noch bevor sie überlegen kann, was sie überhaupt machen will, wird sie auch schon mit einer Klinge an der Kehle nach hinten dirigiert, bis sie mit dem Rücken an der Wand ankommt.

  “Wo. Ist. Das. Dritte. Messer?!”, raunt der Vampir gef?hrlich.

  “Ehrlich? Wenn es nicht bei den anderen zwei dabei war, dann habe ich keine Ahnung wo es sein k?nnte”, gibt Rhea zu. Sie kann sich nur daran erinnern die Sachen in irgendeine Schublade gestopft zu haben aber mehr auch nicht.

  Der Elf schnaubt wütend, überlegt dann kurz, nimmt aber schlie?lich die Waffe von ihrem Hals weg. Er steckt die Klinge ein und greift stattdessen Rhiscea am Handgelenk.

  “Was wird das?”, fragt diese stirnrunzelnd.

  “Ich mache einen kleinen Ausflug”, antwortet der Vampir, “und du kommst mit.”

  The story has been illicitly taken; should you find it on Amazon, report the infringement.

  Mit einem Ruck wird Rhea dazu bewegt, aus der Zelle hinaus und auf den Korridor zu treten. Der Elf h?lt ihr Handgelenk fest umklammert, w?hrend er sie weiter durch die Treppen und G?nge des Hauses zerrt. An einigen Stellen bleibt er stehen und lauscht, bevor es wieder weiter geht. Unterwegs leitet er sie beide an einem Kleiderhaken vorbei, von dem er zwei Umh?nge mit Kapuze nimmt und einen davon Rhea überwirft.

  Sie protestiert nicht, allein schon deswegen, weil die Morgenluft im Herbst ziemlich kühl ist. Es st?rt sie nur, dass ihr Sichtfeld durch den dunklen Stoff auf ihrem Kopf deutlich eingeschr?nkt wird. Auch er selbst versteckt seine Gestalt und Flügel unter dem Umhang, bevor sie beide nach drau?en in die Nacht treten.

  Einige Schritte vor dem Geb?ude bleibt er stehen und blick sich noch einmal um.

  Auch Rhea sieht zurück auf das Anwesen. Wie eine düstere Festung zeichnet es sich gegen den langsam heller werdenden Nachthimmel ab. Egal wohin ihre Reise heute gehen mag, sie schw?rt mit dem Elfen hierher zurück zu kehren. Ob mit einem lebenden oder toten Hybriden, ist ihr mittlerweile egal.

  “Hey.”

  Der Vampir packt sie fester am Arm.

  “Mach keine Dummheiten, klar? Es ist für mich immer noch nicht zu sp?t deine Eingeweide auf dem Boden zu verteilen”, faucht er noch eine letzte Drohung, bevor er sie weiter durch die Stadt in Richtung des Karkovschen Waldes zerrt.

  Erst als sie einige Reihen der dichten, jungen B?ume passiert haben und das erste Rot den Horizont überbrückt, bleibt der Elf stehen und nimmt den Umhang ab. Rhea versteht das als Zeichen, auch ihre Kapuze abnehmen zu dürfen.

  Sie will sich umsehen, doch für sie ist immer noch alles in Dunkelheit gehüllt. Sie kann nur schemenhaft die B?ume rechts und Links von ihr, sowie das Ge?st und Gestrüpp auf dem Boden ausmachen.

  Nach einigen weiteren Versuchen, ihre Umgebung besser zu erkennen, gibt sie schlie?lich auf und lenkt Ihre Aufmerksamkeit auf den Elfen, der vor ihr stehen geblieben ist.

  Sie fragt sich, wie weit er sie zwingen wird mitzugehen. Offensichtlich ist sie dabei, um als Geisel zu fungieren, sollte sein Fluchtversuch zu früh unterbrochen werden. Es muss dringen ein Plan her. Sie kann nicht zulassen, dass er ihr ein weiteres Mal entwischt.

  Der Elf steht nur unbewegt da. Er ist mit dem Rücken zu ihr gedreht, also kann sie seine Miene nicht lesen. Allzu gerne würde sie wissen, worüber er gerade nachdenkt. Ob er wohl seine n?chsten Schritte plant? Es w?re m?glich.

  Nach ein paar weitere stillen Augenblicken rollt er schlie?lich seine Schultern einige Male zurück, so als würde er versuchen darin Spannungen zu l?sen. Im n?chsten Moment greift er nach hinten, um mit einem Messer den Strick um seine Flügel zu l?sen. Es scheint ihm schwer zu fallen, denn er k?mpft eine ganze Weile damit, schafft es zum Schluss aber dennoch.

  Entspannt atmet er durch, bevor er sich ein wenig schüttelt und noch einmal streckt.

  Rhea beobachtet, wie seine Flügel die beinahe selben Bewegungen ausführen wie seine Arme. Zuerst langsam auseinanderfalten und dann so weit wie m?glich…

  Der Elf zuckt zusammen und zischt auf, w?hrend er eine Hand auf die wieder aufgerissene Wunde in seinem Flügel legt.

  “Du hast es doch wohl nicht wirklich vergessen, oder?”, lacht Rhea auf. Irgendetwas an der gesamten Situation kommt ihr viel zu absurd vor.

  Der Vampir schnaubt und dreht sich dann zu ihr um. In seinen Augen steht Wut und eine Spur Kr?nkung, die ebenfalls in seiner Stimme mitklingt, als er knurrt:

  “Für dashier wirst du bezahlen, du Monster.”

  Rhiscea kann nicht anders, als loszuprusten. Unter diesen Umst?nden als Monster bezeichnet zu werden und dann noch von einem Hybriden, kommt ihr einfach zu komisch vor. Dann erinnert sie sich zurück, an all die schlauen Sprüche, die der Elf immer parat hatte und sie nimmt den erstbesten, der ihr in den Sinn kommt.

  “Du singst immer das gleiche Lied, alter Barde”, bringt sie glucksend und lallend heraus.

  N?chstes Kapitel: 25.03. “Ein Rascheln im Wald”

Recommended Popular Novels