Ihr Schlag ist unsauber und grob und so f?llt es dem Elfen leicht, ihrer Klinge auszuweichen.
Er fragt sich, ob ihr vielleicht langsam die Kraft ausgeht. Sie ist schlie?lich auch nur ein Mensch und sich mit der schweren Rüstung zu bewegen, muss sie viel Mühe kosten.
Die Klinge saust an ihm vorbei und verfehlt ihn um ein ziemlich gro?es Stück, aber sicherheitshalber nimmt er noch einen weitern Schritt Abstand. Seine gesamte Aufmerksamkeit gilt dem scharfen Schwert und so achtet er nicht auf ihre zweite Hand. Wieso auch, sie führt damit ja keine Waffe. Doch genau da liegt er falsch.
W?hrend er noch nach hinten ausweicht, schnellt ihr Arm nach oben wie eine Schlange und bei?t sich in seinem Handgelenk fest. Im selben Moment schie?t ein stechender Schmerz durch seinen K?rper und er schreit auf.
Verzweifelt versucht er sich aus ihrem Griff herauszuwinden, doch dieser wird nur noch fester. Wie das Gift einer Natter gr?bt sich das stechende Gefühl durch seine Haut und bis in seine Knochen, w?hrend es in immer mehr Verzweigungen seinen gesamten Arm durchw?chst.
Seine Beine brechen unter ihm weg und er f?llt auf die Knie, doch der Druck nimmt nicht ab und der Schmerz l?sst nicht nach. Immer weiter frisst es sich einen Weg durch sein Fleisch, bis das brennende Stechen seinen Hals und Kopf erreicht. Erst dann ertrinkt sein Geist endlich in einem angenehm gefühllosen Schwarz.
Es müssen nur einige Momente vergangen sein, seit er ohnm?chtig geworden ist und doch fühlt es sich an wie tausend Jahre, w?hrend sein Bewusstsein durch dunkle Leere schwebt. Gerne würde er sich dem sü?en Nichts hingeben aber ein leises Gefühl in seinem Unterbewustsein will ihn nicht loslassen. Immer wieder zerrt und rei?t es an ihm, beinahe panisch.
Es ist das Gefühl der Furcht, die Angst um sein Leben. Noch ist es nicht vorbei, noch schwebt er in Gefahr.
Und pl?tzlich ist er wieder hellwach.
Jeder Knochen in seinem K?rper scheint zu schreien. Allzugerne würde er sich wieder der angenehmen Bewusstlosigkeit hingeben, jeglichem Schmerz entfliehen. Doch das würde bedeuten aufzugeben und das kann er nicht, nicht so lange auch nur ein Funke an Leben in seinem K?rper steckt.
Langsam, vor Anstrengung zitternd, stemmt er sich hoch. Der Schmerz pocht noch immer durch seinen Arm und so bemüht er sich, ihn nicht zu belasten, als er sich zuerst auf alle Viere, dann auf zwei Beine stellt.
Die rothaarige Soldatin hockt bei einem ihrer verwundeten Kameraden. Sie hat dem Elfen den Rücken zugewandt und so nutzt er ihre Unaufmerksamkeit, und l?uft lautlos zum n?chsten Baum, dem einzigen sicheren Ort, den er gerade ausmachen kann. Er versucht hochzuklettern, doch sein verwundetes Handgelenk macht es ihm schwer und so schafft er es gerade einmal zum niedrigsten Ast. Sobald er oben sitzt, wird ihm bewusst, dass er nicht viel weiter kommen wird.
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Seine Muskeln krampfen mittlerweile vor Ersch?pfung und sein gesamter Arm fühlt sich taub an. Er kann sich gerade noch so mit seiner unversehrten Hand am Baum festhalten.
Ob er wegfliegen k?nnte? Er hat wahrscheinlich gerade noch genug Kraft, sich ein Stück weit in die Luft zu schwingen, aber dass er bis über die Kronen des dichten Waldes kommt, bezweifelt er.
Es gibt keinen Fluchtweg für ihn, er ist hier gefangen.
Als er sich nach der Soldatin umsieht, durchf?hrt ein Stechen seinen Hals und Schulter. Der Schuss hatte h?llisch wehgetan. Es hat sich so angefühlt, als h?tte man ihm ein Stück Fleisch herausgerissen aber er durfte sich nichts anmerken lassen. Niemals Schmerz, Angst oder Schw?che zu zeigen war eine der wichtigsten Regeln, die ihm die zahllosen Tierk?mpfe ins Ged?chtnis gebrannt hatten. Nicht aufgeben war ein weiteres Gebot aber heute h?tte er es brechen sollen.
Bereits nach dem Kampf mit den anderen Bewaffneten hatte er überlegt, einfach die Flucht zu ergreifen. Er war ersch?pft und müde gewesen und ein Teil von ihm war bereit, die Sache bleiben zu lassen aber es schien so einfach, nur noch einen weiteren Soldaten auszuschalten. Er hat gez?gert und genau dieser verschwendete Moment war es, der ihm die Entscheidung abnahm. Der Berg hatte ihn entdeckt und die folgende Auseinandersetzung unausweichlich gemacht.
Jetzt, verwundet, auf einem niedrigen Ast hockend und mit keinem Ausweg in Sicht, wird ihm klar, dass er sich h?tte niemals auf einen Kampf mit Ihr einlassen dürfen. W?re ihm in dem Moment bewusst gewesen, mit wem er es tats?chlich zu tun hat, dann h?tte er die erstbeste M?glichkeit zur Flucht genutzt.
Sie ist keine blo?e Soldatin der Hexen, sie ist eine Fürstin, die Fürstin. Eine Pers?nlichkeit, die von dem niederen Volk beinahe wie eine Sagengestalt behandelt wird. ‘…Mit dem Herzen aus Eisen und den H?nden aus Feuer.’ Zumindest dem zweiten Teil kann er jetzt zustimmen, als er auf sein zerschundenes Handgelenk blickt. Auch wenn sich ihre Berührung weniger nach Flammen und mehr nach Stacheln und Dornen angefühlt hat.
Vielleicht ist an dem eisernen Herzen aber auch etwas dran. Er hatte sich Mühe gegeben, so furchteinfl??end wie m?glich zu wirken, doch in ihrem Blick konnte er nicht eine Spur von Angst erkennen. Wie bei ihrem ersten Zusammentreffen, war er auch diesmal die Beute anstelle des J?gers gewesen.
Aus dem Augenwinkel bemerkt er, wie sich die Fürstin umsieht. Sie hat sein Fehlen bemerkt, scheint aber nicht vor zu haben, ihn so einfach davonkommen zu lassen.
Der Elf flucht innerlich. Er hatte gehofft, ein bisschen mehr Zeit zu bekommen, um seine Kr?fte sammeln zu k?nnen, aber das scheint ihm nicht verg?nnt, denn die Rothaarige hat wie ein Bluthund sofort seine Spur aufgenommen.
Er wird den Kampf auf andere Weise hinausz?gern müssen. Vielleicht mit Reden? Das hatte er schon vorher versucht, doch sie war nicht auf seine Provokationen eingegangen. Er kann nur hoffen, dass er diesmal mehr Glück hat und sie in ein Gespr?ch verwickeln kann. Jede Sekunde die er damit gewinnt, wird er bitter n?tig haben, denn in seiner jetzigen Verfassung hat er keine Chance gegen sie.
N?chstes Kapitel: 24.04. "Gef?hrliche Wege"